Kultur

Staatstheater Kassel stellt den Spielplan 2018/2019 vor

“Eine besondere Spielzeit“


(Quelle: Mario Graß)
Thomas Bockelmann
(Quelle: N.Klinger)
GDN - Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel, hat gemeinsam mit seinem künstlerischen Leitungsteam, den Spielplan der kommenden Saison präsentiert, der insbesondere mit Wagners “Ring des Nibelungen“ für Aufsehen sorgen wird.
Während das Publikum noch zahlreichen Premieren der aktuellen Spielzeit entgegenblickt, wurde hinter den Kulissen des Staatstheaters Kassel bereits eifrig an der inhaltlichen Gestaltung der kommenden Saison gefeilt. Die künstlerische Leitung des Dreispartenhauses stellte im Rahmen einer Pressekonferenz die Planungen für die Saison 2018/2019 im Einzelnen vor, die laut Intendant Thomas Bockelmann schon allein deshalb eine “besondere Spielzeit“ werden wird, da man sich “den Ring des Nibelungen von Wagner und damit das Himalaja-Stück der Musikgeschichte vorgenommen“ habe.
Musiktheater: Bergbesteigungen & Bella Italia
Generalmusikdirektor Francesco Angelico erläuterte gemeinsam mit Operndirektorin Dr. Ursula Benzing den Spielplan des Musiktheaters. Eröffnet wird die Saison am 1. September 2018 mit “Der Ring des Nibelungen - Vorabend: Das Rheingold“. “Die Walküre“ wird am 9. März 2019 folgen. Beide Aufführungen werden von Francesco Angelico musikalisch geleitet, während Markus Dietz, Oberspielleiter der Schauspielsparte, die Inszenierungen übernehmen wird. Dieser äußerte sich angesichts der anstehenden Produktion respektvoll: “Die Aufgabe ähnelt einer Bergbesteigung. Zu Beginn blickt man den Berg hinauf und denkt sich: Da komme ich niemals hoch. Doch dann setzt man die ersten Haken und Stück für Stück nähert man sich dem Gipfel.“
Francesco Angelico
Quelle: N.Klinger
Standesgemäß wird der gebürtige Sizilianer Angelico die musikalische Leitung der italienischen Opern “I Capuleti e I Montecchi“ (Bellini) und “Falstaff“ (Verdi) übernehmen. Bei den noch in der Planung befindlichen Symphoniekonzerten möchte sich Francesco Angelico weiterhin der italienischen Musik des 20. Jahrhunderts widmen und zudem mit Kompositionen von List und Strauß Anknüpfungspunkte an Richard Wagner finden. Besonders freue er sich auf einen Schubert-Abend, der im Ballhaus, “einem repräsentativen Ort in der Stadt“, stattfinden wird.
Schauspiel: Zeitgenössisch wie nie
Das Schauspiel wird die Saison mit dem Stück “Moskitos“ von Lucy Kirkwood eröffnen, das erst im vergangenen Jahr in London uraufgeführt wurde und somit eines von auffallend vielen zeitgenössischen Werken im kommenden Programm ist. Thomas Bockelmann, der auch für die Inszenierung des Eröffnungsstückes verantwortlich zeichnet, bezeichnete den Spielplan als “zeitgenössisch wie nie.“ Neben aktuellen Autoren wie Nina Raine (dem Kasseler Publikum durch das Stück “Konsens“ bekannt), Annie Baker und Dennis Kelly, wird zum bereits neunten Mal Rebekka Kricheldorf ein neues Stück in Kassel zur Uraufführung bringen und sich dabei mit dem Thema “Freundschaft“ auseinandersetzen.
Selbstverständlich fehlen Klassiker nicht gänzlich. So werden im September 2018 sowohl “Michael Kohlhaas“ (Heinrich von Kleist) und mit “Romeo und Julia“ (William Shakespeare) die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Theaterwelt zur Aufführung kommen. Für Brechts “Mutter Courage und ihre Kinder“ konnte mit Laura Linnenbaum (Inszenierung), Daniel Roskamp (Bühne) und Ulrike Obermüller (Kostüme) das gleiche Kreativteam gewonnen werden, das derzeit erfolgreich Shakespeares “Sommernachtstraum“ auf die Bühne des Kasseler Staatstheaters bringt.
Tanztheater: Neuerungen & bekannte Gesichter
Die Präsentation des Tanztheater-Spielplanes gestaltet sich, der Arbeitsweise dieses Genres entsprechend, besonders schwierig, da im Gegensatz zu den anderen Sparten, beim Tanztheater die Stücke erst in der Zukunft, im Verlaufe gemeinsamer Arbeit, entstehen werden. Gerade dieser Umstand macht diese Kunstform so spannend, denn noch weiß niemand, was genau in den Stücken der kommenden Spielzeit geschehen wird.
Johannes Wieland
Quelle: N.Klinger
Die erste Premiere der kommenden Spielzeit ist, unter dem Titel “anarchy oft the body“, für den 1. Dezember 2018 geplant. Laut Tanzdirektor Johannes Wieland handelt es sich dabei um einen zweiteiligen Tanzabend, der sich mit der Frage beschäftigt, ob der Körper ein Eigenleben führen kann und, falls dieses der Fall sein sollte, ob sich dieses unabhängige Körperbewusstsein konstruktiv oder destruktiv auswirkt. Tanztheaterfreunde in Kassel dürfen sich dabei auf die Rückkehr zweier bekannter Gesichtern freuen, denn Annemari Keskinen und Ryan Mason, die beide auf eine langjährige Vergangenheit als Tänzer*innen im Kasseler Ensemble und in anderen Funktionen zurückblicken können, werden gemeinsam einen Teil des Abends choreografieren.
Für einen weiteren Tanzabend unter dem Titel “Ares“ ist es dem Staatstheater Kassel gelungen, als erstes Tanzensemble, die Rechte an Stücken von Richard Strauss zu erlangen. Am 27. April 2019 wird die entsprechende Choreografie von Johannes Wieland im Opernhaus, mit der Beteiligung des Staatsorchesters, Premiere feiern.
Selbstverständlich wird auch in dieser Spielzeit nicht die reizvolle “Choreografische Werkstatt“, bei der sich Tänzerinnen und Tänzer des Staatstheaters Kassel mit eigenen choreografischen Werken dem Publikum vorstellen werden, fehlen.
Zur kommenden Spielzeit wird es zu Veränderungen innerhalb der Leitung des Kasseler Tanztheaters kommen. Der langjährige Dramaturg Dr. Thorsten Teubl wird zum Landestheater Linz wechseln. Seine Position wird von der bisherigen Trainings- und Probenleiterin Lauren Rae Mace übernommen, die wiederum von Victor Rottier, dem Kasseler Publikum seit einigen Jahren als Ensemblemitglied bekannt, ersetzt wird.
Junges Staatstheater: “Eliten hinterfragen“
Das Junge Staatstheater möchte sich, nachdem sich das Leitungsteam gedanklich mit der drohenden Spaltung innerhalb der Gesellschaft, die auch im Ergebnis der vergangenen Bundestagswahl sichtbar wurde, auseinandergesetzt hat, laut Philipp Rosendahl (Leiter des Jungen Staatstheaters) unter dem Motto “Eliten hinterfragen“ in gesellschaftliche Bereiche wagen, die Theatermachern und -besuchern möglicherweise vergleichsweise fremd sind. Eröffnet wird die Spielzeit mit “Every heart is built around a memory“, einer Stückentwicklung von Markolf Naujoks, die sich mit den Rückzugsorten der Onlinespiele und virtuellen Realität beschäftigt, ohne dabei den drohenden, moralischen Zeigefinger zu erheben.
Philipp Rosendahl
Quelle: N.Klinger
Das diesjährige Weihnachtsmärchen wird die jungen Theaterzuschauer in die Welt der Brüder Grimm entführen und sie mit “Der gestiefelte Kater“ (von Thomas Freyer) ein sicherlich mitreißendes Stück auf der Bühne erleben lassen. Für sämtliche Produktionen, die in der kommenden Saison Premiere feiern werden, bietet das Junge Staatstheater ein reichhaltiges Programm mit pädagogischen Angeboten an, die der Homepage des Staatstheaters Kassel zu entnehmen sind.
MUSIKTHEATERPREMIEREN:
Der Ring des Nibelungen - Das Rheingold, Richard Wagner, 01.09.18
I Capuleti e i Montecchi, Vincenzo Bellini, 09.09.18
Falstaff, Giuseppe Verdi, 13.10.18
Madama Butterfly, Giacomo Puccini, 08.12.18
Anfang und Ende - B.A.C.H., Johann Sebastian Bach, 26.01.19
Der Ring des Nibelungen - Die Walküre, Richard Wagner, 09.03.19
Der Wildschütz, Albert Lortzing, 25.05.19
15. Theater-Jugendorchester-Projekt: Brundibär, Hans Krása, 15.07.19
SCHAUSPIELPREMIEREN:
Moskitos, Lucy Kirkwood, 30.08.18
Michael Kohlhaas, Heinrich von Kleist, 07.09.18
Romeo und Julia, William Shakespeare, 08.09.18
Geliebtes gelogenes Land (Arbeitstitel), Wilke Weermann, 09.11.18
Schöne Bescherungen, Alan Ayckbourn, 10.11.18
Intervention, Rebekka Kricheldorf, 18.01.19
Operette, Witold Gombrowicz, 19.01.19
Die Opferung von Gorge Mastromas, Dennis Kelly, 15.03.19
Stories, Nina Raine, 16.03.19
The Aliens, Annie Baker, 09.04.19
Mutter Courage und ihre Kinder, Bertold Brecht, 10.05.19

TANZTHEATERPREMIEREN:
anarchy oft the body, Annamari Keskinen, Ryan Mason und Johannes Wieland, 01.12.18
Ares, Johannes Wieland mit dem Staatstheater Kassel, 27.04.19
Choreografische Werkstatt, junge Choreografinnen und Choreografen stellen sich vor, 08.06.19

JUNGES STAATSTHEATER-PREMIEREN:
Every heart is built around a memory, Markolf Naujoks, 02.09.18
Der gestiefelte Kater, Thomas Freyer (nach den Brüdern Grimm), 07.11.18
Sagt der Walfisch zum Thunfisch, Carsten Brandau, 03.03.19
Ellbogen, nach dem Roman von Fatma Aydemir, 05.05.19

Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.